Blutspenden am Aschermittwoch
Welchen Sinn machen Blutspenden am Aschermittwoch? Diese Frage stellte der Kolumnist Hansmartl im Garmischer Tagblatt an das Rote Kreuz. Hier die Antwort des Kreisgeschäftsführers Klemens Reindl.
Lieber Hansmartl.
Vielen Dank für Deine Frage vom Aschermittwoch, die da lautet: Was fängt das Rote Kreuz mit dem alkoholgesättigtem Blut der bekannt faschingsseligen Mittenwalder Narren an. Wir müssen dabei selbstkritisch einräumen, dass uns diese Frage auch einige Mitglieder der Bereitschaft Mittenwald gestellt haben, die selbst seit letzten Donnerstag auf dem Weg von einem Lokal zum nächsten sind. Deshalb hier die Antwort: Wir gehen davon aus, dass unsere Blutspender nüchtern sind, wenn wir sie zur Ader lassen. Denn wir haben nachgerechnet. Im Schnitt baut ein Mann pro Stunde 0,15 und eine Frau 0,13 Promille ab. Heisst: Wer pünktlich den Kehraus beendet hat, hätte um Mitternacht als Mann rettungsdienstpflichtige 2,4 Promille im Blut haben dürfen, als Frau immerhin noch 2 Promille und wäre trotzdem um 16.00 Uhr nüchtern im Stuhl zur Blutentnahme gelegen. Mediziner sprechen ab 2,5 Promille Blutalkoholkonzentration von einer schweren Alkoholvergiftung. Wir gehen also nicht ganz zu unrecht davon aus, dass mögliche Betroffene entweder bereits um Mitternacht in den Armen des Roten Kreuzes gelandet wären, sorgsam umhegt von unseren Rettungsdienstmitarbeitern oder aber am Aschermittwoch auf keinen Fall den Weg zum Blutspenden finden. Schon allein deshalb, weil das Risiko auf der Straße erkannt und in ein unangenehmes Gespräch über die am Morgen eiligst eingereichte Krankmeldung verstrickt zu werden, in Mittenwald nicht von der Hand zu weisen ist. Aber natürlich sind wir nicht naiv und wissen, dass es unter unseren Mittenwalder Blutspendern vielleicht auch Faschingsbegeisterte gibt, die in den einschlägigen Faschingshochburgen wie Alpenrose oder Gasthof Gries das 12-Uhr-Läuten überhört haben und deshalb verspätet in die Fastenzeit gestartet sind. Im Prinzip sehen wir die Problematik hier ähnlich: Verschärfend kommt aber in diesen Fällen die weit verbreitete Angst hinzu, möglicherweise beim obligatorischen medizinischen Check enttarnt zu werden. Lieber Hansmartl, gib einmal die Begriffe Alkohol und Blutspende in die von Dir so geliebte Internetsuchmaschine ein, da findest Du in den einschlägigen Ratgeberportalen von gutefrage.net bis zur Apothekenumschau die alles entscheidende Frage offensichtlich alkoholgeschädigter BürgerInnen, die sich trotz Kopfschmerz und Übelkeit verantwortungsvoll zeigen und die Community um Antwort bitten: Darf ich, oder darf ich nicht, das ist hier die Frage. Hier noch einmal also ganz offiziell und frisch recherchiert beim Bayerischen Blutspendedienst des BRK: Wer am Aschermittwoch abend mit Hilfe seiner beiden Hände bis zwanzig zählen kann, soll lieber zu Hause bleiben. Sein Blut wollen wir nicht. Bleibt noch die Antwort auf Deine Frage, welchen Sinn macht ein Blutspendetermin am Aschermittwoch, noch dazu in Mittenwald, dem Ort an dem das erhöhte Risiko besteht, dass unsere Spender wegen der Einnahme blutverdünnender Medikamente kurzfristig die Teilnahme absagen. Diese Frage hat uns auch beschäftigt und wir sind erst nach langem Grübeln zu einem Ergebnis gekommen. Wo kann man besser unter Beweis stellen, dass man den Fasching auch wirklich zu Grabe getragen hat und sich ganz dem Fasten zuwendet, als mit einem öffentlichkeitswirksamen Auftritt beim Blutspenden? Nichts dokumentiert mehr die eigene Bereitschaft zur Enthaltsamkeit als das Anstehen vor einem unserer sieben Spenderstationen am Aschermittwoch. Wer Blut spendet der sagt weithin wahrnehmbar: Ich habe verstanden, ich faste. In diesem Sinne hoffe ich gerade in Mittenwald auf viele nüchterne Spender am Aschermittwoch. Wie es war, sagt Dir morgen Dein
Klemens Reindl
Kreisgeschäftsführer
BRK-Kreisverband Garmisch-Partenkirchen
Anmerkung:
Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen und anderswo fanden auch bereits früher Blutspendetermine am Aschermittwoch statt. Dabei kam es nie zu Problemen. Alle Blutspender versichern, nüchtern zur Abgabe zu kommen und in den letzten 8 bzw. 12 Stunden keinen Alkohol getrunken zu haben. Zum Blutspendetermin am Aschermittwoch 2018 in Mittenwald kamen über 100 Teilnehmer, soviele wie in Mittenwald üblicherweise. Wir bedanken uns herzlich bei allen Spendern.