Klinikum und Rotes Kreuz kämpfen gemeinsam gegen den Herztod.
Bei einem Herzinfarkt kommt es auf jede Minute an. Wer es binnen 60 min. bis in die nächste Intensivklinik schafft, hat nicht nur eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit, sondern auch gute Genesungschancen. Vorausgesetzt die Rettungskette vom Ersthelfer bis zum Herzkatheter funktioniert reibungslos. Das Klinikum Garmisch-Partenkirchen und das Rote Kreuz im Landkreis informierten deshalb am 23.11. in einer gemeinsamen Aktion in der Fußgängerzone von Garmisch über die schnelle Rettung im Ernstfall.
Knapp 50.000 Menschen sterben jedes Jahr an einem Herzinfarkt. 150 davon im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. „Das ist eine enorm hohe Zahl“, sagt der Geschäftsführer des Klinikums Garmisch-Partenkirchen Bernward Schröter, „aber deutlich weniger als noch vor 25 Jahren.“ 1990 starben noch fast doppelt so viele Menschen wie heute. Der Grund für den Rückgang: „Die medizinische Versorgung hat sich deutlich verbessert“, weiß Schröter. „Vor allem dank moderner Technologien wie der Perkutanen Koronaren Intervention (PCI), bei der mit Hilfe eines Katheters verschlossene Herzkranzgefäße nicht nur schnell gefunden, sondern auch wieder geöffnet werden können. Wenn notwednig, können mit Hilfe eines oder mehrerer, sogenannter Stents Engstellen in den Gefäßen dann dauerhaft durchgängig gehalten werden.“ Allerdings gibt es für eine erfolgreiche Behandlung nur eine enges Zeitfenster von 60 bis 90 min. Mediziner sprechen deshalb auch von der „Golden Hour“ bei der Behandlung akuter Herzinfarktpatienten. Innerhalb dieser ersten Stunde sollte ein Betroffener im Herzkatheterlabor des Klinikums Garmisch-Partenkirchen oder der Unfallklinik Murnau eintreffen. „Wir werden leider immer wieder zu Patienten gerufen, die sich bereits über Stunden, ja zum Teil Tage nach einem Infarkt quälen“ berichtet Klemens Reindl, Geschäftsführer des Kreisverbandes Garmisch-Partenkirchen des Roten Kreuzes.
Um die schnelle Versorgung von Betroffenen weiter zu verbessern, klärten das Rote Kreuz und das Klinikum in einer gemeinsamen Aktion in der Fußgängerzone von Garmisch über die richtige Hilfe im Ernstfall auf. „Wichtig ist“, sagt Reindl, „dass auch bereits bei einem bloßem Verdacht auf einen Infarkt sofort unter der 112 der Notruf abgesetzt wird und damit die Rettungskette in Gang kommt.“ Dazu gehört auch, dass Sie als Ersthelfer vor Ort die wichtigsten, lebensrettenden Maßnahmen bis zum Eintreffen von Notarzt und Rettungsdienst ergreifen, also z.B. die sogenannte Herz-Lungen-Wiederbelebung mit Herzdruckmassage und Atemspende. Wie das funktioniert führten Ausbilder des Roten Kreuzes, sowie Notärzte und Kardiologen aus dem Garmischer Klinikum am Freitag in der Fußgängerzone live vor. Dabei simulieren Darsteller an verschiedenen Stellen in der Umgebung des Wochenmarktes einen Herzinfarkt. Erste Erkenntnis. Gleich on an einem Marktstand, bei einem Bäcker oder mitten in der Fußgängerzone, immer war sowfort ein Passant zur Stelle der helfen wollte. "Das ist leider nicht immer so", berichtet Klemens Reindl. "Nur in etwa 40% aller Herzinfarkte ist auch ein Ersthelfer zur Stelle und greift ein." Ein Herzinfarkt trifft meistens nicht nur das Opfer, sondern auch sein Umfeld unvorbereitet“, sagt Klinikumsdirektor Schröter. „Wir wollen mit dieser Art eines medizinischen Flashmobs Aufmerksamkeit für das Thema herstellen und gleichzeitig zeigen wie jedermann und jede Frau helfen kann.“ Neben den Experten vor Ort setzen Klinikum und BRK dabei auch auf einen Film zum Thema, den beide in den vergangenen Wochen gemeinsam produziert haben. Und es gibt einen gemeinsamen Flyer, der in jede Hand- und Hosentasche passt und Schritt für Schritt erklärt, wie Erste Hilfe beim Herzinfarkt funktioniert.Er kann beim BRK oder im Klinikum kostenlos bezogen werden und passt unter jede Sonneblende oder in jede Hosentasche.