Retten ist international
Wenn die Erde bebt, Hochwasser ganze Landstriche überflutet oder Vulkane ausbrechen, dann sind lokale Hilfskräfte und oft auch nationale Organisationen schnell an der Grenze ihrer Kapazitäten. Deshalb gibt es ein europäisches Krisenmanagement für Katastrophen mit Hunderten oder sogar Tausenden Verletzten. Das Rote Kreuz beteiligt sich an solchen Einsätzen mit Spezialeinheiten aus vielen Nationen. Vom 12. bis 14. September übten sie gemeinsam in der Steiermark den Ernstfall. Über 300 Teilnehmer retteten mehr als 1.000 Verletzte und Verschüttete. Auch Retter aus Garmisch-Partenkirchen waren bei der europäischen Großübung Ironore2019 dabei.
Wenn nach einem Tsunami oder Erdbeben viele Verletzte schnell professionelle Hilfe brauchen, dann brauchen auch die Helfer Unterstützung. Sie brauchen zum Beispiel Geräte um Verschüttete zu finden und zu befreien, Verpflegung und sauberes Wasser, zuverlässige Transportmöglichkeiten, Behandlungsräume vor Ort. Die Bewältigung einer Katatsrophe ist auch eine logistische Meisterleistung. "Da kommen lokale Rettungsdienste und Katastrophenschutzkräfte schnell an ihre Grenzen", weiß Hans Steinbrecher, der am vergangenen Wochenende für das BRK an der Übung Ironore teilgenommen hat. "Deshalb werden Einheiten mit Spezialkenntnissen aus ganz Europa zusammengestellt. Die Hilfe des Roten Kreuzes organisiert dabei ein Büro in Brüssel. Hans Steinbrecher - im Zivilleben Leiter des BRK-Rettungsdienstes im Landkreis - war gefragt als Mitglied der sogenannten <LINK 2259 - internal-link-new-window "Öffnet internen Link in neuem Fenster">CBRNE-Einheit</link>. Diese Schnelleinsatzgruppe ist darauf spezialisiert, sich um Opfer zu kümmern, die Kontakt mit chemischen, radioaktiven, explosiven oder biologischen Substanzen hatten. Sie können die Patienten reinigen und erstversorgen ohne sich selbst zu gefährden. Sie tragen dazu bei ihrer Arbeit Spezialanzüge. Allein der routinierte Umgang mit diesen, das An- und Ausziehen, die Arbeit in ihnen und die spätere Reinigung muss regelmäßig geübt werden. Das Rote Kreuz im Landkreis Garmisch-Partenkirchen stellt die CBRNE-Einheit für das ganze Oberland. Deshalb waren unsere Spezialisten bei der Übung in Österreich besonders gefragt. "Im Ernstfall und je nach Schadensereignis können wir künftig auch zu solchen Einsätzen gerufen werden." Und die müssen nicht nur in Europa stattfinden. Über 250 Mal seit Einführung des europäischen Krisenmechnismus Anfang des Jahrtausends, rückten europäische Katastrophenschützer aus. Zum Beispiel beim Erdbeben in Chile 2010, den Hochwasserkatastrophen in Ungarn und Rumänien oder bei den großen Waldbränden in Schweden. "Wenn viele Kräfte aus vielen verschiedenen Ländern innerhalb kurzer Zeit und unter schwierigsten Bedingungen zusammen arbeiten sollen, dann muss natürlich auch die Kommunikation geübt werden und jeder muss wissen, wie der andere arbeitet und tickt", sagt Hans Steinbrecher. Deshalb sind Übungen wie jetzt in der Steiermark so wichtig. Auch wenn dafür wertvolle Freizeit geopfert werden muss. Denn Katastrophenschutz ist beim Roten Kreuz Ehrenamt. Übrigens: Auch Kreisgeschäftsführer Klemens Reindl war mit dabei, als Beobachter für die Bergwacht. Er weiß: "Ohne das freiwillige Engagement der vielen Helfer und Retter im Roten Kreuz und in anderen Hilfsorganisationen, käme für viele Menschen bei Katastrophen jede Hilfe zu spät.